Friede, Freude, Island

Island ist das friedlichste Land der Welt und das sogar schon das 14. Mal in Folge. Das Institute for Economics and Peace bewertet in ihrem „Friedensbarometer“ 163 Staaten und rankt diese vom friedlichsten bis zum gefährlichsten Land.

von Laura Caciauna

Insgesamt fließen 23 Indikatoren in die Bildung des Global Peace Index ein. Gemessen wird die Friedfertigkeit der Länder an drei Hauptkriterien:

  • gesellschaftliche Sicherheit
  • das Ausmaß (innerstaatliche und internationale Konflikten)
  • die Stärke der Militarisierung

In diesen drei Kriterien kann Island im Ländervergleich besonders punkten.

Mehr Tiere als Menschen

In Island gibt es etwa 800.000 Schafe, das sind mehr als doppelt so viele Schafe wie Menschen. Gerade einmal 370.000 Menschen leben in Island.

Viele Teile des Landes sind menschenleer. Nur Natur und sonst nichts. Anika ist vor drei Jahren von Deutschland nach Island gezogen. Die 21-jährige hat dort anfangs auf einer Farm gearbeitet: „Es gibt teilweise wirklich Ecken, wo man 300 Kilometer von einem Ort zum anderen fährt und dazwischen sind vielleicht vier Bauernhöfe. Zum Supermarkt muss man manchmal 300 Kilometer fahren.“ Island ist das am dünnsten besiedelte Land Europas. Gut vier Fünftel von Island sind unbewohnt und über 60 Prozent der Einwohner:innen leben in der Hauptstadt Reykjavik, auch Anika wohnt dort: „In Reykjavik wohnen viele Ausländer, ich gehöre ja auch dazu. Alle die aus dem Ausland hierher ziehen, haben kein Interesse in der Pampa zu wohnen.“

Foto: Adam Jang / unsplash

Ein Land ohne Soldaten

Der Inselstaat ist zwar Nato-Mitglied, verfügt aber seit der Unabhängigkeit von Dänemark 1944 über keine eigene Armee. Es hat auch keine Luftwaffe oder eine Marine. Es kann also kein anderes Land angreifen. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der in der Armee ist oder anfangen möchte“, sagt Anika. Wenn ein Isländer unbedingt zum Militär will, hat er oder sie die Möglichkeit, der norwegischen Armee beizutreten. „Die Isländer sind aber schon etwas patriotisch und sie würden wenn für ihr eigenes Land kämpfen wollen und nicht für ein fremdes wie Norwegen.“

Pfefferspray und Gummiknüppel

Was sind die wichtigsten Dinge, die Polizist:innen bei einem Einsatz dabei haben müssen? Laut der isländischen Polizei Gummiknüppel und Pfefferspray. Die Kriminalität ist so gering, dass Polizist:innen im Dienst unbewaffnet sind und auch keine eigene Dienstwaffe besitzen. Anika erzählt: „Hier passiert nicht so viel. Eigentlich ist es immer sehr ruhig. Es passieren nur Sachen, die überall passieren, – ein Fahrrad wurde geklaut, oder jemand ist zu schnell gefahren.“ Laut Statista verzeichnete Island im Jahr 2020 durchschnittlich sechs Morde  – in Deutschland liegt die Mordrate bei ca. 332 Morden pro Jahr. „Die Sicherheitsfrage ist noch nie aufgekommen, weil ich mich hier immer sicher gefühlt habe und mir noch nie etwas komisches passiert ist“, sagt Anika.

Aus diesem Grund bleibt viel Freizeit für die Polizist:innen und diese nutzen sie gerne für Instagram. Was sie den lieben langen Tag so tun: Gänse füttern, die Füße hochlegen, oder einen Schneemann bauen. Aber was soll man auch machen als Polizist:in in einem Land, in dem es so gut wie keine Kriminalität gibt? 

Geld macht glücklich

Geld allein macht zwar nicht glücklich, trägt aber entscheidend zum Lebensstandard bei. Islands Haushaltseinkommen pro Kopf belief sich 2020 auf 52,500 US Dollar. „Ich habe mir jetzt in Reykjavik mit meinem Freund eine Wohnung gekauft. In Deutschland würde das niemals gehen mit 21 Jahren.“ In Island beträgt der Bruttostundenlohn im Durchschnitt 28,50 – natürlich ist in Island auch alles etwas teurer, dafür verdienen die Menschen aber auch mehr. Anika ist sehr zufrieden: „Ich verdiene hier im Monat als Azubi an die 2000 Euro, deswegen ist es gar nicht so schwer, Geld anzusparen.“

Frauen können alleine nachts auf die Straße

Island ist nicht nur das friedlichste Land, sondern laut der Travel Risk Map 2021 auch eines der sichersten Reiseziele. Spät abends auf die Straße gehen, allein herumlaufen, insbesondere auch als Frau – all diese Dinge können während einer Reise nach Island besten Gewissens gemacht werden. Anika lacht: „Im Winter, wenn es die ganze Zeit dunkel ist, hast du auch nicht die Möglichkeit, nicht nachts draußen alleine rum zu laufen.“

Ein gewisses Restrisiko bleibt natürlich immer bestehen und generell sollte man natürlich – wie auch überall sonst – nicht sein Auto offen herumstehen lassen oder seine Tasche unbeaufsichtigt irgendwo abstellen. Reisen kann man in Island aber sehr gut: „Ich bin sehr naturverbunden und das hat mir in Deutschland immer ein bisschen gefehlt. Ich hatte irgendwie nichts so richtig, was mich in Deutschland gehalten hat und dann bin ich einfach gegangen.“

Foto: Job Savelsberg / unsplash

Wasserfälle, eisige Gletscher, brodelnde Vulkane und heiße Quellen – Island hat viel zu bieten.

„Ich fühle mich sehr wohl hier und vermisse jedes Mal Island, wenn ich woanders bin. Ich würde sagen, es ist das friedlichste Land, in dem ich je war“, sagt Anika. Die Gründe dafür hat der Global Peace Index aufgelistet: Wenige Einwohner:innen, keine Armee, geringe Kriminalität, hoher Lebensstandard und ein sicheres Reiseland – das alles trägt dazu bei, dass Island zum 14. Mal in Folge zum friedlichsten Land der Welt gewählt worden ist – aber um das zu erkennen, braucht man nicht mal mehr den Global Peace Index.

(Quelle Titelbild: Jon Flobrant/unsplash)

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