Arbeit im Zivilen Friedensdienst

In Krisen- und Konfliktregionen ist der Frieden stets gefährdet. Der Zivile Friedensdienst und seine Partner setzen sich für eine Welt ein, in der Konflikte ohne Gewalt ausgetragen werden. Bernd Rieche gibt einen Einblick in die Arbeit des Dienstes.

von Vanessa Rother

Bernd Rieche arbeitet als Referent bei der „Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden“ (AGDF) in den Bereichen der Zivilen Konfliktbearbeitung und Friedensbildung. Vor seiner Arbeit bei der AGDF hat er bei der Errichtung des Friedenskreises Halle mitgewirkt und ein Projekt in Bosnien aufgebaut, das letztlich ein Projekt des Zivilen Friedensdienstes wurde.

Wie qualifiziert man sich dazu, im Zivilen Friedensdienst zu arbeiten?

Im ZFD braucht es Menschen, die lebenserfahren sind. Menschen, die im ZFD arbeiten, haben bereits eine Berufsausbildung, Berufserfahrung und haben in der Regel schon entsprechende Erfahrungen im Ausland gesammelt. Auch in zivilgesellschaftlichen Bereichen oder Ähnlichem haben sie sich meist bereits engagiert. 

Welche Berufszweige sind im Zivilen Friedensdienst häufig vertreten?

In der Regel haben die Menschen unterschiedliche Berufsfelder. Das kann von Pädagogik über Psychologie bis hin zu Jura gehen. Auch Ingenieure sind manchmal darunter. Die Anforderungen sind bei der Arbeit im ZFD sehr spezifisch. Daher sind die Herkunftsberufe immer verschieden. Es gibt zum Beispiel auch Menschen mit Friedens- und Konfliktforschungshintergrund oder Mediationsausbildungen. Das sind ebenfalls alles Grundlagen in der Konfliktbearbeitung.

Inwiefern hängt die Berufserfahrung von Ingenieuren mit der Arbeit im ZFD zusammen?

Ich kenne einen Kollegen, der bei der Aufarbeitung und der Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und Gewaltverbrechen in Lateinamerika mit Organisationen zusammengearbeitet hat. Dort kam dann auch die entsprechende Rechentechnik für Datenbanken zum Einsatz.

Finden regelmäßige Fortbildungen statt?

Dadurch, dass der Zivile Friedensdienst immer ein befristeter Dienst von meist drei Jahren ist, gibt es vor dem dreijährigen Dienst immer eine Vorbereitungszeit, die mehrere Monate dauert. Sie umfasst Themen konkret für das Einsatzland, die Partnerorganisation, die speziellen Umstände und die jeweilige Sprache.

Was sind die Tätigkeiten von Mitarbeiter:innen in Deutschland?

Grundsätzlich ist der Zivile Friedensdienst ein Programm der Bundesregierung, in welchem deutsche Träger gefördert werden, Menschen in Konfliktregionen zu entsenden, damit sie dort mit den Partnern zusammenarbeiten. Es gibt ähnliche Arbeit auch in Deutschland, das läuft aber nicht über den Zivilen Friedensdienst, sondern findet dann in unterschiedlichen Bereichen statt. Es gibt Menschen, die aus dem Dienst zurückkommen und dann in Deutschland zum Beispiel in der kommunalen Konfliktberatung, in der sozialen Arbeit, in der Betreuung von geflüchteten Menschen oder in Beratungsteams gegen Rechtsextremismus arbeiten. So gibt es auch in Deutschland viele ähnliche Arbeitsfelder. Diese fallen aber nicht unter den Titel Ziviler Friedensdienst, sondern können eher generell der Friedensarbeit zugeordnet werden.

Was wird unternommen, um Menschen in Krisengebieten zu unterstützen?

Das kann je nach Land und Konfliktsituation sehr vielfältig sein. Nehmen wir Nordmazedonien als Beispiel, dort ist es die Mitarbeit beim Aufbau von Friedenspädagogik an Schulen. In Kambodscha ist es die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen bei gewaltsamen Konflikten. In der Sahelzone ist es die Konfliktbearbeitung zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern, da durch die Verwüstung das nutzbare Land knapp wird. Es wird auch oft Trainingsarbeit für gewaltfreie Aktionen gemacht, um bei Konflikten mit angemessenen Methoden reagieren zu können.

Was muss man beim Umgang mit Menschen in Krisengebieten beachten?

Der Umgang mit Menschen hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Bestimmte Zielgruppen können beispielsweise durch Gewalterfahrungen traumatisiert sein. Dafür sind entsprechende Kenntnisse für einen sensiblen Umgang mit traumatischen Erlebnissen erforderlich.

(Quelle Titelbild: Ekaterina Bolovtsova / pexels)

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