Ein Friedensvertrag aller

Kriege und Leid waren schon immer ein Teil unseres Lebens und sind es bis heute noch. An einem friedlichen Miteinander zweifeln viele, denn Konflikte scheinen unausweichlich zu sein. Doch sind wir selbst und unser eigenes Wesen nicht das, was uns den Frieden unmöglich macht?

von Melisa Mermer

Das erste, was man sich schon im frühen rebellischen Teenager-Alter fragt, ist, wieso es überhaupt Regeln, Verbote, Gesetze und unser Rechtssystem gibt. Die Antwort darauf ist immer recht kurz und simpel: um uns allen ein friedliches Miteinander zu ermöglichen. Und verstößt einer als Teil unserer Gesellschaft gegen ein solches Gesetz oder überschreitet er oder sie die Grenzen des eigenen Rechts, dann gibt es eine Bestrafung. Es mag schon fast absurd klingen, wenn man das so vereinfacht darstellt, als wäre es eine einfache Eltern-Kind-Beziehung, doch die Realität sieht anders aus.

Schon Thomas Hobbes hatte 1651 den Gedanken des chaotischen Urzustandes. Dieser Urzustand ist gekennzeichnet durch den Krieg „aller gegen alle“. In diesem Zustand herrschen keine Regeln und Gesetze, jeder macht was er will und nimmt was er will. Niemand nimmt Rücksicht auf andere und das Recht anderer, welches  im Urzustand laut Hobbes sowieso noch nicht existiert. Der einzige Weg, Frieden zu schaffen, ist laut ihm durch eine übergeordnete Macht. Hier beschreibt er einen allmächtigen Staat, welcher über die Menschen in den Städten, Dörfern und Ländern herrscht. Diesem Staat muss aber jeder einzelne sein Recht auf alles übertragen. Das ist nur metaphorisch möglich, aber nur so würden die Menschen laut Hobbes Theorie aus dem Urzustand geleitet werden können.

Aber wir alle leben doch auch mit Gesetzen und übergeordneten politischen Instanzen und trotzdem scheint der Frieden auf Erden noch ganz weit weg zu sein.

Um es selbst zu begreifen, was vielleicht unser Fehler hier ist, sollte man erst auf den engen Kreis schauen. Wir alle wachsen mit einer Familie auf. Das sind unsere ersten und in der Regel auch wichtigsten Kontaktpersonen und haben einen sehr hohen Stellenwert. Dann haben wir Freunde und gliedern uns Jahr für Jahr immer mehr in die Gesellschaft ein. Doch wir sind immer nur Teil einer kleinen Gruppe der Gesellschaft und das dürfen wir nicht vergessen. Andere Gruppen der Gesellschaft sind uns vielleicht nicht so wichtig, denn wir Menschen priorisieren in der Regel immer unser eigenes Wohl und dann das Wohl unserer engsten Bekannten.

Wenn wir diese Ich-Bezogenheit ablegen könnten, dann wäre die Welt geprägt von Kompromissen und Frieden, wie wir ihn noch nie gesehen haben. 

Aber so sind wir nicht. Nur weil wir nicht selbst von einem Krieg betroffen sind, fehlt uns die nötige Dringlichkeit und Wichtigkeit, uns für Frieden in Bereichen der Welt einzusetzen, wo keiner herrscht.

Wir leben alle in unserer eigenen kleinen Welt und werden nie aus ihr heraustreten können, weil sie uns wichtiger ist als die kleine eigene Welt anderer und solange das der Fall ist, wird weltweiter Frieden nur eine Utopie bleiben.

(Quelle Titelbild: Donald Giannatti/ unsplash)

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