Einstehen für Andere – Frieden durch Solidarität

Foto: Unsplash/ Gayatri Malhotra

von Ronja Stephan

Ein Zeichen setzen, Solidarität zeigen, sich gegen Krieg und Unrecht aussprechen – all das zeigt sich in Deutschland durch Demonstrationen, öffentliche Kundgebungen und Petitionen. Und die Solidarität endet nicht an Staatsgrenzen, sondern geht weit darüber hinaus. Egal ob mit der Bevölkerung in der Ukraine, den Frauen im Iran oder der LGBTQI+ Community in Katar, viele wollen ihr Mitgefühl zeigen. Doch ist es überhaupt hilfreich für andere Staaten und auch für Deutschland selbst, wenn die Menschen ihre Solidarität ausdrücken?

Stefan Kroll, Wissenschaftler von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, sagt: Solidarität ist der notwendig für ein friedliches Zusammenleben. „Grundsatz für Frieden in der internationalen Politik ist die Bereitschaft miteinander zu kooperieren und kooperieren werden wir nur dann, wenn wir sehen, dass wir gemeinsame Interessen und Ziele haben und um diese zu erreichen brauchen wir Solidarität“, erklärt Kroll.

Der Experte betont, dass wir zwischen zwei Arten von Solidarität unterscheiden müssen: Der Solidarität von einzelnen Personen und der Solidarität von Staaten. „Auch Staaten können Anteilnahme zeigen und es ist dann auch eine Anerkennung, dass wir gemeinsame Interessen, Bedrohungen und auch Probleme haben, die wir mit anderen Staaten lösen können“, so Stefan Kroll. Im Krieg in der Ukraine geht es laut Kroll nicht nur darum, den Widerstand der Ukraine zu unterstützen, sondern auch darum, internationale Regeln aufrechtzuerhalten. Dabei sei es ein Ziel, die eigenen Interessen und Werte zu stützen. „Das ist ein humanitäres Prinzip, es ist aber auch das Eigeninteresse dabei, die internationalen Regeln aufrechtzuerhalten und zu zeigen“, sagt Kroll.

Neben dem gestärkten Zusammenhang kann ein solidarisches Verhalten auch dazu führen, selbst Nachteile hinzunehmen. „Es kann auch ein Risiko für den innergesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland sein, wenn man nach außen große Solidarität zeigt, die mit hohen Kosten verbunden ist, wodurch viele hier im Land Nachteile haben und in ihrer Existenz bedroht sind.“, sagt Kroll. Dies zeigt sich zum Beispiel an den hohen Energiekosten, die Unternehmen nicht tragen können und Familien an die Armutsgrenze treiben. Das bezeichnet der Wissenschaftler als hohes Risiko, das mit einer externen Solidarität verbunden ist. Er betont, dass hier politische Begleitung nötig ist, um den Frieden in der Gesellschaft zu wahren.

Neben der Hilfsbereitschaft in akuten Krisensituationen kann Solidarität auch in Friedenssituationen nützlich sein. „Wir zeigen Solidarität, wenn eine akute Krise da ist. Wenn wir aber fragen, wo sich ein Prinzip der Solidarität findet, ist es nicht nur die Reaktion auf eine Katastrophe, sondern es gibt auch präventive Solidarität. Die findet sich an verschiedenen Orten, wenn es zum Beispiel darum geht Frieden zu fördern. Und das zeigt, dass dieses Prinzip nicht nur reaktiv sondern auch präventiv vorkommt“, sagt Kroll. Die Friedensforschung sehe Frieden nicht nur als Abwesenheit von Krieg, sondern er bedeute auch, Teilhabechancen zu haben, beispielsweise in Form von Menschenrechten. „Auch die Grundrechte zu verwirklichen, ist das Ziel der Staaten. Darin spiegelt sich eine präventive Art der Solidarität der Staaten“, erklärt Kroll. Solidarität sei auch deshalb der Grundsatz für ein friedliches Zusammenleben. Der Experte wünscht sich, dass solidarisches Verhalten dazu beitrage, dass die Menschen in Deutschland ihr friedliches Verhältnis mehr wertschätzen. Die Menschen sollten verstehen, dass Frieden und Menschenrecht nichts Selbstverständliches sind, sondern etwas, das immer wieder bestärkt, erneuert und verteidigt werden muss.

(Quelle Titelbild: Gayatri Malhotra / unsplash)

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